Ich war jung, denn ich war gerade erst 17 Jahre alt, als sich Schatten um meine Welt legten. Bis heute sind die Schatten mein täglicher Begleiter. Sie kommen und gehen, aber sie werden immer bleiben. Ich bin genauso wie ihr, eine ganz normale junge Frau, die versucht ihr Leben zu meistern. Dank der lieben Anna, die ebenfalls einen Blog führt, habe ich den Mut genommen, darüber zu schreiben. Hier und hier habe ich schonmal etwas darüber geschrieben, aber heute möchte ich etwas tiefer darauf eingehen.
Als ich im Jahr 2009 meine Ausbildung anfing, wusste ich noch nicht, was auf mich zu kommt. Mit voller Vorfreude auf mein neuen Lebensabschnitt begann ich nun die Ausbildung. Mein damaliger Freund war ebenfalls dabei. Also, was soll da schon schief gehen? Weg von den Eltern ( über 300km) , dann noch eine Ausbildung zusammen mit dem Freund? Wow. Das wird sowas von toll. Pustekuchen.
Während ich also meine Pläne und Ziele schmiedete, schauten die Anderen, wie sie mich bloß stellen könnten. Sie fingen an, mich schlecht zu reden. Sie machten meine Arbeitsmaterialen kaputt und lachten mich aus. Währenddessen machte ich mir Gedanken, was mit mir falsch sein könnte, dass sie so zu mir sind. Mein damaliger Freund schaute nur zu, während ich von allen nieder gemacht wurde.
Selbst wenn alles zu scheitern droht,
so gebe nicht auf. Es gibt immer Hoffnung.
Dies war und ist mein Spruch, den ich immer befolgte. Für mich war es immer wichtig nie aufzugeben, obwohl ich immer kurz davor war. Also das war nun mein neuer Tagesablauf. Ich ging zur Arbeit (Ausbildung) und wurde von ALLEN nieder gemacht. Der Freund mittendrin. Und ich? Allein mit all meinen Sorgen und Nöten. Ich fing an mich zu hassen und mich schlecht zu reden. Meine Psyche litt so dermaßen darunter, dass ich auch noch heute spürbare Probleme damit habe.
Ich war allein mit all meinen Problemen,
aber ich gab nie auf. Und dafür bin ich dankbar!
Meine Eltern und ich telefonierten zu der damaligen Zeit regelmäßig, was mir auch Kraft und Halt gab. Dafür bin ich auch noch heute sehr dankbar. Wisst ihr, viele Menschen wissen gar nicht, was sie mit ihr Handeln andere Menschen antun. Und ja, dann gibt es auch die Menschen, die sehr wohl wissen, was sie anderen Menschen antun. Ihnen ist ihr Handeln egal. Schließlich sind sie ja nicht betroffen.
Trotz Mobbing schloss ich meine Ausbildung ab und wollte nur noch weg von dort. Also beschloss ich, wieder in meiner Heimat zu gehen. Aber all das prägte mich so sehr, dass mein Leben nie wieder so sein wird, wie es mal war.
Seid immer gut zu euren Mitmenschen,
denn ihr wisst nicht, was es mit ihnen macht. ♥
Mir ist bewusst, dass ich an vielen Stellen hätte mehr erzählen können, aber als ehemaliges Mobbingopfer habe ich einfach bedenken. Jeder der Mobbing mitmachen musste: Bitte fühlt euch nicht alleine und fühlt euch einmal ganz fest umarmt von mir.
Ja, Anja, sowas ähnliches begleitet mich als Mensch mit Behinderung durchs Leben. Ich höre öfter Hey Spasti oder Vollspast und ein mieses Lachen hinter mir. Oder ich werde nur dumm angeglotzt, als ob ich die Pest hätte. Ja, das ist auch eine Art von Kränkung. Dabei gehört Spasti zum normalen Sprachgebrauch unter Jugendlichen. Wenn sich einer komisch bewegt, ist er ein Spasti. Sowas ist aber für mich nicht witzig.
Wenn ich solche Worte auf der Straße höre, versuche ich schnell aus der Situation zu flüchten. Mehr kann ich leider nicht machen. Ich kann nicht aktiv sprechen. Wenn ich es könnte, hätte ich einen passenden Spruch auf Lager.
Ich bewege mich aufgrund meiner Behinderung vielleicht etwas komisch. Was ist so interessant daran? Kann einer mir das mal sagen? Ich habe nur eine Behinderung und mehr nicht. Nein, ich bin auch nicht blöd im Kopf, auch wenn ich nicht aktiv sprechen kann!
Lorenzo
Hallo Lorenzo,
ich finde es schade, dass wir Menschen so oft darauf schauen, wie Andere sind. Sie einfach so sein lassen wie sie sind, fällt vielen leider echt schwer. Traurig.
Egal ob mit oder ohne Behinderung, jeder Mensch ist Einzigartig und sollte genauso so genommen werden, wie er ist!
Liebe Grüße, Anja
Ähnliches passierte mir in der Oberschule, nur mit dem Vorteil, dass ich nicht so weit weg von meiner Schutzzone (Familie usw.) war. Das ging drei Jahre so und nach dem 3. Jahr schaute mein Vater nicht mehr länger zu, nahm mich von der Schule und ließ mich woanders neu anfangen. Das ist das beste, was mir passieren konnte. Zeichen von damals trage ich noch heute mit mir rum und es sind wohl Narben, die wir tragen müssen, um uns zu erinnern und dankbar zu sein, dass wir den Weg daraus fanden. Das sage ich mir zumindest manchmal. Danach wurde es wirklich besser. Neues Umfeld, neue Menschen, ich lernte irgendwann den heutigen Mann kennen und alles wendete sich zum Besseren. Man trägt heute dadurch oft noch diese Unsicherheiten mit sich, die Angst, dass man wieder zum Mittelpunkt des Gespötts werden könnte.
Dein Motto ist wertvoll und wichtig und es ist gut, dass du dich eher durch so etwas weiter tragen lässt. Fühl dich gedrückt!
Toll geschrieben, Sari. Und ja, fühl dich gedrückt, Anja. Das wollte ich vorhin auch schreiben, aber dann habe ich leider schon auf Senden geklickt.
Lorenzo
Danke dir Lorenzo 🙂
Fühl dich auch gedrückt! 🙂
Hallo Sari,
danke für deine lieben Worte. Mich hätte es damals einfach nicht weiter gebracht, hätte ich den Kopf komplett in den Sand gesteckt. So hatte ich wenigsten etwas, woran ich festhalten konnte. Auch wenn es nur ganz klein war. Ich war so oft daran, alles in den Sand zu werfen, aber so war ich einfach nicht. Ich wollte die Leute nicht gewinnen lassen. Natürlich weiß ich heute, das ein Wechsel besser gewesen wäre, aber zu der damaligen Zeit, wollte ich die Ausbildung einfach abschließen und meinen damaligen Freund in meinen Umfeld lassen.
Ich freue mich jedoch, dass der Wechsel bei dir geklappt hat und du deinen heutigen Mann dadurch kennen gelernt hast. 🙂
Sowas gibt dann auch Mut und neue Kraft. Ich glaube das schlimmste war bei mir nicht nur das Mobbing, sondern auch, dass mein damaliger Freund nicht zu mir stand, wo ich ihn am meisten brauchte…
Fühl dich auch gedrückt 🙂
Liebe Grüße, Anja
Ein wirklich schöner Post, also nicht das mit dem Mobbing, aber dass du immer stark geblieben bist.
Ich hatte so ein extremes Mobbing in der Realschule, damals hatten wir alle Homepages bei Oyla.de (falls du das noch kennst). Mir wurde sogar teilweise der Tod gewünscht, weil man meinen Anblick scheinbar nicht ertragen konnte. Das ging soweit, dass unsere damalige Klassenlehrerin das irgendwann mitbekam und wir eine komplette Doppel-Stunde Mathe in eine Stunde über Mobbing verwandelt haben. Es wurde aber nicht besser, erst als sich die Klassen im Jahr darauf aufteilten in BWR- & Sprach-Zweig. Ich habe mich für Französisch entschieden und scheinbar waren die Sprach-Leute einfach netter als die BWRler. Wobei dann in der 9. wieder ein paar BWLer zu uns kamen, weil die sonst nirgends mehr reingepasst hätten xD Und da war dann auch meine Beste mit dabei, also gab auch nette BWLer.
Auf jeden Fall weiß ich es, wie es is von allen Seiten mit Hass zugebombt zu werden und sich da wieder rauszukämpfen. So bin ich geworden wie ich heute bin.
Man sollte definitiv niemals aufgeben <3
Hallo Yasmina,
danke auch dir für deinen Mut, offen darüber zu sprechen. Ja, Menschen können ganz schön fies sein. Traurig eigentlich.
Jeder ist doch Einzigartig und sollte respektiert werden. Das wurde uns doch mal beigebracht.
Schön, dass du das durchgestanden hast.
Genau, man darf nie aufgeben, auch wenn es schwer ist.
Liebe Grüße, Anja
Ich denke, all das was du in dieser Zeit erlebt hast, hat dich am Ende stärker gemacht. Und gezeigt, dass Aufgeben nie ein Option ist. LG Romy